Ebenso wie bei Betonteilen, die in der Form erhärtet hergestellt werden, müssen auch bei sofort entschalten Betonteilen aus EF Betonen nach ca. 15 bis 20 Stunden bereits hohe Festbetondruckfestigkeiten vorhanden sein.
Hierbei kommt es nicht darauf an, die Form oder den Schalplatz möglichst schnell wieder zu belegen, wie es bei in der Form erhärteten Bauteilen der Fall ist.Bei Massenprodukten aus EF Betonen ist es wichtig, die Lagerflächen der frisch entschalten Produkte im Hochregallager oder in den Erhärtungslagern in den Hallen schnellstmöglich wieder zu leeren, in denen sie ca. 15 bis 20 Stunden witterungsgeschützt bei konstanten Lufttemperaturen und feuchtenverweilen. Erst wenn die Trockenlager entleert sindund die Betonteile in die normalen Lagerbereiche überführt wurden, ist erneut Platz für die nächsten frisch hergestellten, noch grünen Betonteile vorhanden.
Aus diesem Grund werden fast ausschließlich Zemente in den Festigkeitsklassen 42,5 und 52,5 als normal (N) oder schnell erhärtend (R) verwendet. Der Anteil der CEM IZemente ist mit ca. 70 % nach wie vor recht hoch. Die restlichen 30 %verteilen sich auf die Kompositzemente CEM II-A/LL, CEM II P/V und Hüttensandzement. Alle weiteren Zementarten werden bei der Produktion von Betonteilen so gut wie nicht eingesetzt [48].
An Zusatzstoffen werden Flugaschen und Gesteinsmehle eingesetzt. Die Gesteinskörnungen variieren, je nach örtlicher Verfügbarkeit werden Kiese oder Splitte eingesetzt.Dabei ist das Größtkorn auf max. 16 mm begrenzt für großformatige Betonteile. Für kleinere Produkte wie z.B. Betonpflastersteine werden lediglich 8 mm bis 12 mm als Größtkorn verwendet.
Bei Produkten mit geringer Höhe, die auf Unterlagsbrettern hergestellt und darauf in die Trockenkammer gefahren werden, kommen oft zwei Rezepturen zum Einsatz. Der Kernbeton oder auch Hinterbeton genannt besteht aus einer groben Rezeptur bis 12 mm Größtkorn. Der Kernbeton wird in die Formenkästen eingebracht und evtl. kurz angerüttelt oder durch kurzes Absenken der Stempelplatten etwas zusammengedrückt. Dann wird der Vorsatzbeton eingebracht und beide gemeinsam unter Vibration und Auflast verdichtet. Der Vorsatzbeton ist sehr fein mit maximal 4mm Größtkorn und einem höheren Leimgehalt damit die Oberflächen möglichst geschlossen und gleichmäßig aussehen.
Ein grober Vergleich von Betonzusammensetzungen in unterschiedlichenKonsistenzbereichen ist in [47] enthalten.
Abbildung 11: Schematischer Vergleich der Zusammensetzungen von selbstverdichtendem Beton(SCC), Normalbeton (NWC), erdfeuchtem Beton (EMC) und hydraulisch gebundenenTragschichten (RCD) nach Hüsken [47]
Die Darstellung unterscheidet nicht zwischen Zement und Zusatzstoffen, sondern gibt den Pulveranteil <0,125 mm (powder) insgesamt an. Auch ist der Unterschied im Größtkornbereich darin nicht explizit enthalten, der bei den dargestellten EMC bei 8 mm und bei RCD bei bis zu 40 mm liegt. Erkennbar ist, dass der Leimgehalt bei EF Betonen ca. 5 % geringer ist als bei Normalbetonen bei gleichzeitiger Reduzierung des Wasseranteiles und einem erhöhten Pulveranteil.
Abbildung 12: Prozentuale Verteilung der Frischbetonmasse bei drei unterschiedlichen Betonteilen aus erdfeuchtem Beton: Pflastersteine, Schachtringe, Betonrohre
Ein detailierterer Vergleich der Unterschiede innerhalb des erdfeuchten Betonbereiches stellt beispielhaft Abbildung 12 dar. Für drei Betonteile, die aus erdfeuchten Betonen mit 16 mm Größtkorn in unterschiedlichen Herstellverfahren produziert werden, sind die Zusammensetzungen als prozentuale Verteilung der Frischbetonmasse in Abbildung 12 gegenübergestellt. Dabei wurde der Wassergehalt w auf der yAchse angegeben (entspricht 0 mm Korngröße), der Zementgehalt z bei 0,07 mm (70µm) und Flugasche f bei 0,1 mm (100µm). Die Zusammensetzungen unterscheiden sich insbesondere ab 0,1 mm recht stark voneinander. Eine pauschale Zuordnung, mit welcher Betonzusammensetzung welche Betonteile erfolgreich hergestellt werden können, ist alleine anhand der vergleichenden Kurven ebenso wenig möglich wie anhand der schriftlichen dokumentierten Rezepturen. Hierfür liegt in der Fachliteratur bislang keine vergleichende Datenbasis veröffentlicht vor.